Das Reisetagebuch meiner Großmutter

4. und 5. September 1937 Quer durch den Harz
4. Sept. ¾ 3 Uhr kmst.35837 Leipzig-Halle-Eisleben
Sangerhausen-Nordhausen,
Günzerrode-Bad Lauterberg,
Odertalsperre-Braunlage, (3/4 8 Uhr)
5.Sept. ½ 8 Uhr kmst.36066 Elend-Schierke-Brocken,(3/4 9Uhr)
Schierke-Dreitannenhohne,
Wernigerode-Ilsenburg-Harzburg,
Goslar-Bockswiese-Hahnenklee,
Claustal-Zellerfeld-Dammhaus,
Braunlage-Elend-Elbingerode,
Rübeland-Altenbrak-Treseburg,
Rosstrappe( 1km seitlich )
Thale-Süderode-Ballenstedt,
Ermsleben-Aschersleben,
Alsleben-Könnern-Halle-Leipzig
km 36406

Da nach Wochen der arme Peter zum Fahren bereit war, hatten wir uns bei dem herrlichen Herbstwetter den Harz als Reiseziel erkoren. Ausgerechnet am Samstag vormittag gab es riesige Regenfälle, so dass, mir Zweifel kamen, ob aus der Tour etwas werden könnte.

Aber Max kam mittag und meinte, selbstverständlich fahren wir. Selbst bei Mittagessen kam noch ein klei-ner Tusch. Wir vertrauten auf unseres bisheriges Wetterglück und stiegen ein. Peter war mit dem Pensionär Lux vorangegangen zum Onkel Otto und wir fuhren langsam hinterdrein und nahmen den Peter in Gohlis auf.

Auf der Autobahn ging es zunächst bis Halle und wir freuten uns, dass wir ins Helle fuhren, die dicke schwarze Gewitterwand hinter uns lassend. Ich wollte eigentlich meinen Mittagsschlaf halten, da ich ganz ab war. Aber das motorisierte Militär kam aus der Manöver und es gab auf der Autobahn allerlei zu sehen. Der Hauptteil kam, als wir die Bahn verliessen und wir mussten eine ganze Weile warten, bevor die viele Wagen und Kanonen vorüber waren.

Bald hatten wir Halle hinter uns und fuhren an süssen See entlang, auf bekannter Strecke gen Eisleben. Die Wolken verteilten sich zusehends und freuten uns der ersten blauen Flecken am Himmelszelt. Die Rosenstadt Sangerhausen kam sehr dörflich. -In der Ferne tauchte der Höhenzug des Kyffhäusser auf und wir sahen das Denkmal immer grösser werdend und dann wieder in die Ferne verschwindend.

Jetzt richteten wir unseren Augenmerk auf den Kilometerzähler, denn die 36 000 musste gleich hochgehen

½ 6 Uhr geschah das Wunder bei dem Dorfe Görsbach. Wir hielten an und feierten dies Ereignis bei einem Stück Pflaumenkuchen, welche das Dorle die ganze Fahrt auf dem Schosse tragen musste. Süsse Last! Dazu gab es heissen Kaffe und der Vater machte eine Jubiläumsaufnahme.

Nun ging es nach Nordhausen, wo der Vater schon auf den guten Schnapp hoffte. Wir fürchteten schon, keinen Laden zu finden, aber es glückte noch am Ende des Ortes ein Spezialgeschäft ausfindig zu machen. Der Vater hatte gleich die Flasche öffnen lassen und auf einmal tat allen der Bauch weh!

Die Landschaft ist sanft hüglig, sonst nur Felder, besonders fiel uns die rote Erde auf. Geregnet hatte es hier überall nicht, schon in Halle hatte uns aufgefallen, dass alles trocken war. Der Himmel hatte sich nun vollends aufgehellt und wir konnten es nicht fassen, dass die Sonne noch so schön schien und kein Wölkchen mehr zu sehen war. In der Ferne sahen wir nun schon das Gebirge und unsere Begeisterung wuchs zusehends. Seitlich sahen wir die Römersteine, ein Felsgebilde wie aus der sächsischen Schweiz entnommen.

7 km vor Herzberg schwenkten wir scharf rechts ab und fuhren ohne Übergang aus der Feld und Wiesen-landschaft in den Wald und in die Berge. Nach einer Viertelstunde waren wir bereits in Bad Lauterberg, welches in einem Tal von bewaldeten Bergen eingeschlossen idyllisch liegt. Ein allgemeines Ah! Es roch schon so schön nach Holzfeuer, denn die Leute waren beim Abendsüppchen kochen.

Wir beschlossen noch ein Stück bis zur Dämmerung zu fahren, denn wir wollten eigentlich in einem klei-nen Waldgasthaus übernachten. So ging es nun ins Odertal und kamen als nächste Überraschung an die Odertal-sperre. Imponierte uns zunächst erst einmal die Sperrmauer, so wurden unsere Gesichter immer länger, als wir auf einer schönen neuen Strasse hinauf an dem mehrere kilometerlange Stausee entlang fuhren. Es war in der in der Abendstimmung ein herrlicher Eindruck und ich frug das Dorle, ob es so ähnlich an einem Fjord in Norwe-gen ist. Wir hielten an und genossen die würzige Harzluft. Der See war sehr gefallen und wir sahen grosse Bäu-me herausgucken. So stelle ich es mir auch vor, dass auf einmal ein Kirchturm gucken könnte. Aber in diesem See ist kein Dorf versunken.

Die Strasse führte uns weiter am Forsthaus Oderhaus vorüber wo wir uns nicht entschliessen konnten im Dorf nach Quartier zu fragen. So fuhren wir hinauf in die Berge. Es wurde steiler und kurvenreicher, aber wir blieben die Herren der Strasse und genossen die Waldeinsamkeit. Das Licht reichte noch eben aus, bis wir das Schild von Braunlage erreichten. Hier liefen nun die erste Harzgäste umher, auch in den Gasthäusern war kleiner Betrieb.

Nach einem hin und her hielten wir vor dem Gasthaus "Wiederkehr" wo wir für 2,50 RM inkl. Kaffee und Auto im Hofe gut unterkamen. Die Gaststube war wie meist ungemütlich, da sich die Honorationen einfanden zum Kartenspiel. So trieb uns bald hinweg. Der beabsichtigte Rundgang unterblieb auch, denn es war sehr kalt und wir hatten alle Mäntel im Auto. Uns konnte es auch recht sein, denn wir waren müde und wollten am anderen Tage früh weiter. Wir liessen im Männerschlafzimmer noch einmal die Steinkruke aus Nordhausen kreisen - angeblich um warm zu werden!
 

Alle hatten herrlich geschlafen und nur der arme Vater hatte ein miserables Bett gehabt. Bereits ½ 6 Uhr regte es sich hüben und drüben und ich sah den herrlichsten blauen Himmel, als ich nach dem Wetter ausschaute. Der Verkehr der Strasse setzte auch schon ein und uns hielt nichts mehr im Bett und Glock 7 Uhr traf sich die Familie am Kaffeetisch um ordentlich reinzuhauen.

Punkt ½ 8 Uhr fuhren wir davon. Der Kurbetrieb ruhte noch vollkommen und wir fuhren nach einer Rund-fahrt in Richtung Elend davon. Es hatte so stark getaut, dass die Wiesen wie bereift aussahen.

In Elend bekam unser Wagen erst eine ordentliche Mahlzeit und so gerüstet konnte die Brockenfahrt beginnen.

Schierke streiften wir seitlich und hinein ging es ins Brockenmassiv. Auf gute Strasse ging es vorwärts und es dauerte nicht lange, als wir an einem Schlagbaum halten mussten. Wir spukten zwar rechtschaffen, denn die Maut betrug 2,- RM, aber was tut man nicht für eine Befahrung der Brocke???

Romantisch ging die Fahrt weiter, riesige Steinblöcke lagen im Walde, herrlich duftete der schöne Wald im Morgensonnenschein. In steter Steigung ging es Kurvenreich bergauf. Hin und wieder tauchte oben das Bro-ckenhotel auf, es schien uns kaum glaubhaft, dass wir auf dem Wege dorthin sein könnten. Aber näher und näher kamen wir heran, die Fichten wurden kleiner und zerzauster, bis wir plötzlich nach einer letzten starken Steigung auf dem kahlen Plateau standen.

Der Kühler kochte!!! Wacker hatte der gute Wagen seine Schuldigkeit getan. Der Kassierer an der Maut-stelle hatte zwar gesagt, es liegt am Fahrer, wenn sie nicht hinaufkommen, also gehört wohl gar dem Peter das Lob. Wir liessen also den braven Wagen eine gute halbe Stunde verschnaufen, und sahen uns um. Die berühmte Bergruhe gab es leider nicht, denn die Arbeiter am Bau des grossen Fernsehsenders waren selbst in dieser Mor-genstunde am Sonntag fleissig bei der Arbeiter und die Maschinen machten rechten Krach.

Oben ist alles kahl und man muss über riesige Steine klettern. Die Aussicht war unbeschreiblich schön und nur nach der Ebene etwas in Dunst. Weit konnten wir über die Harzberge sehen, die einer hinter den anderen hervorkamen .In einem Tal gerade gegenüber lag Braunlage (mutmasslich?) lieblich eingebettet. Die Sonne schien heiss, aber der Wind wehte noch frisch. Es war ja auch noch nicht 9 Uhr. Im geschmackvollen Hotel waren die Übernachtungsgäste eben erst am Kaffeetrinken. Ich hätte auch auf dem Brocken übernachten mögen! In unserem Falle hätte es nicht geklappt, ausserdem ist es oben bedeutend teurer. Wir belagerten den Andenkens-tand, denn es gab sehr nette Hexen, mehr oder weniger künstlerisch. Der Vater trank inzwischen eine Fleisch-brühe um die 20 Pf. Zu retten, die von unserem 2,-RM Mautschein in Zahlung genommen wurden. Wir könnten uns zu keinem Kauf entschliessen. Ich zeigte Dorle noch den Platz, wo wir vor mehreren Jahren mit Bayers fotografiert haben. Dann gingen wir zu den beiden Rundfunkautos, wo die grossen Apparate wahrscheinlich zu Versuchungszwecke eben die Funkgymnastik aus Berlin übertrugen. Einen reinen Empfang werden sie wohl jetzt nicht haben, durch den Baumaschinengeräusche. Der Bau störte mich überhaupt in meiner Bergfreude, aber sie werden eilen, um noch vor dem ersten Schnee unter Dach und Fach zu sein. Inzwischen hatte sich der gute ausgeruht, Die geizige Bucht verzehrte vor der Abfahrt die mitgebrachten Brote. Der arme Wirt.

Nun ging es behutsam wieder abwärts. Wir genossen noch viele schöne Ausblicke, das dampfende Bro-ckenbähnchen sahen wir auch aus der Ferne. Nun kamen schon viele andere uns entgegen und wir überschlugen im Geiste die Tageseinnahme von den bewussten 2,-RM.

Hochbefriedigt von dieser herrlichen Bergfahrt langten wir in Schierke wieder an, wo nun die feine Gäste sich herausgewagt hatten,Nunmehr schwenkten wir ab von der Abfahrtstrasse und fuhren durch herrlichen Wald über Drei Annenhohne nach Wernigerode. Eine Rundfahrt zeigte uns die reizende alte Stadt mit ihren Fach-werkhäusern. Von seinem Liebreiz überrascht, standen wir bald auf dem Markt, mit seinem entzückendem Rat-haus. Wie eine Theaterkulisse mutete es uns an, bunt und altertümlich. Dazu war das Militär im Manöver hier und hatte im Rathaus sein Büro aufgeschlagen. Die Posten und der Herr Leutnant, der uns aus dem Fenster her-aus das Parken verbot, wirkten so dazugehörig. Es war nur schade, das sie nicht alte Uniformen trugen. Die Kin-der kletterten auf den Militärautos herum. Es wirkte alles so urgemütlich, wie in der guten alten Zeit. Wir hielten in einer Seitenstrasse und stiegen aus um uns in Ruhe noch einmal das liebliche Bild anzusehen.

Viele Autos mit Fremden kamen durchgefahren, die Einheimischen standen an den Ecken - es war Hochbetrieb!

Ungern trennten wir uns von diesem reizendem Städtebild und fuhren in Richtung Ilsenburg davon. Wir waren nun aus dem Harz heraus und es ging, wie mir noch von der früheren Reise erinnerlich, immer am Rand entlang. Hüben Ebene mit Feldern und drüben die bewaldeten Berge. Nach Ilsenburg kam bald Harzburg, welches beim Durchfahren uns nicht eben überwältigte. Weiter ging es in Richtung Goslar.

Wir fuhren kreuz und quer durch die Reichsbauernstadt und waren erfreut von den schönen alten Fachwerkhäusern und den winkligen Straßen und Gässchen. Es ist eigentlich ziemlich dörflich, wenigstens hatte ich mir viel grössere Häuser vorgestellt, etwa wie Hildesheim. Über den Markt mit dem netten Rathaus fuhren wir und fanden endlich auch die berühmte Kaiserpfalz und kurz zuvor die alte romanische Kapelle, dem letzten Rest des alten Domes. Als wir über den Markt zurückfuhren, hielten wir den Menschenansammlungen wegen an und erfuhren, dass das Glockenspiel am Rathaus Punkt 12 Uhr einsetzte. Wir warteten die Paar Minuten und sahen inzwischen den alten Brunnen mitten auf dem Marktplatz, in dem wohl jahrhundertelang das Wasser rauscht. Das Glockenspiel war nett - wir waren zwar nicht eben überwältigt, aber man muss es gehört haben. Das Brusttuch, das Wahrzeichen der Stadt, hatten wir Idioten verpasst, aber ich glaube wir sind dran vorüber gefahren. Man bereist eben die Städte und Landschaften völlig unvorbereitet und müsste eigentlich erst den Bädecker wälzen vorher.

An den alten dicken Türmen entlang fuhren wir wieder zur Stadt hinaus und kamen nun wider hinein in den Harz und hurtig ging es bergan durch wundervollen Wald. Der Vater spähte nach der Bockswiese aus, denn wir sehnten uns nach dem mittägischen Picknick , welches wir im schönen Wald des Abkochens wegen nicht abhal-ten dürfen. Aber er nahm kein Ende und wir erreichten Hahnenklee und den Ort Bockswiese, welche mitten im Walde liegen. Hahnenklee gefiel mir wieder ausnehmend gut, leider waren wir nach kleiner Rundfahrt in Nu wieder auf der zurückführende Strasse. An der Abzweigung, wo wir vorhin abgebogen waren fuhren wir nun in Richtung Claustal - Zellerfeld. An einem Teich auf der Höhe am Ausgang des Waldes hielten wir nun und fan-den sogar zwei Bänke, auf deren einer wir das Kochgeschirr auspackten. Bald brodelte die Erbsuppe mit den Würstchen und der Schweinebraten wurde auch noch alle. Der Vater war ziemlich deprimiert, da viel Autover-kehr auf der Strasse herrschte. Aber es liess sich nicht ändern. Auch mit der Angel hatte er kein Glück, denn die Fischlein waren nicht auf Schweinernes eingestellt und Würmer hatte niemand.

Er zog sich seitwärts an den See zurück. Da aber eine andere Autofamilie auch den Platz reizend fand, konnte der Arme auch dort keine Ruhe finden. Dazu machte uns die brennende Mittagssonne den Aufenthalt nicht eben angenehm und wir beschlossen, einen ruhigen Kaffeehalt zu suchen. Bald erreichten wir Claustal-Zellerfeld. Es ist ein ruhiger Ort- wir fuhren anscheinend nur zu einem Eckchen durch und kamen doch an der bedeutenden Bergakademie vorüber, die dem Ort Ruhm verleiht.

Als wir ein paar Kilometer gefahren waren drehte den Peter den Reservehahn rum: Das Benzin ist alle! Ich konnte es mir nicht denken, da wir in Elend reichlich getankt hatten und heute noch nicht zu viel gefahren waren. Aber der brave Wagen fuhr ganz langsam weiter 20-10-5 km Tempo. Ja was ist denn das? Der Motor lief und blieb wieder stehen. Die Männer sahen nach, aber es wurde nicht besser. Nach nutzlosen Versuchen- Dorle pack-te unentwegt inzwischen den Pflaumenkuchen aus, mir blieb es zwar vor innerer Unruhe bald in Halse stecken- aber gefr...wird er- beschlossen sie die nächste kleine Senke mit eigener Kraft hinunterzurollen und einmal in den Bauch hineinzusehen. Nun ging es aber los. Das Buch die Beschreibung war leider zu Hause vergessen worden. Günstig könnten wir ihn etwas auf einem Seitenweg schieben und die beiden armen nahmen verschie-denes auseinander. Ich machte mich aus dem Staube und das Dorle musste zugeben. Es wurde nichts und jeder für sich überlegte wie es weiter werden könnte und schwarze Bilder gaukelten vor den Augen Heimfahrt mit der Bahn, Abschleppen, alles in allen- grosse Geldkosten. Die anderen fuhren unentwegt, uns armen gar nicht beach-tend vorüber. Die Stimmung sank.

Nachdem alles wieder zusammengesetzt war setzte sich der Vater ans Steuer und liess immer wieder den Motor laufen. Grosser Krach und grosser Gestank entstanden. Peter zankte, dass es keinen Sinn habe den Motor so auf Touren zu bringen und ich hatte einen Todesangst, dass der Vater mitsamt den Wagen in die Luft fliegen könne. Und auf einmal --- da lief er weiter und blieb nicht wie vorher nach einer kleinen Zeit stehen. Es wurde mehrere Male mit Erfolg versucht und die Probe sollte gemacht werden ein Stück fortzufahren. Der Vater be-stimmte, dass wir alle einstiegen, damit wir wenigstens beisammen blieben.

Wir drückten beide Daumen und voller Sorge setzte sich der Schlitten in Bewegung --- und siehe da! Er fuhr in alter Frische als ob nichts gewesen wäre davon. So ein Hund, würde Otto sagen. Was eigentlich gewesen war, ich weis es nicht, mutmasslich ein Fäserchen in einer Düse, die nunmehr wieder frei geworden war. Der Vater hat nunmehr das Wort:

Der Vater sagte folgendes:

Motoren werden bei ungleichmässigem Gang kurzerhand bei Leergang etwas mit Vollgas behandelt, weil in solcheiner Situation in Anbetracht laienhafter Untersuchungen nicht viel anders übrig bleibt. Meinungsver-schiedenheiten geltend zu machen erhöht nur die Fispelei. Knigge tät gut daran seinem Umgang mit den Men-schen einen Nachtrag über - Umgang von Kindern insbesondere Söhne mit den Vätern, folgen zu lassen.

Man nimmt den Kindern nichts übel, um kleine Karambolagen nicht zu Sprüngen oder gar Rissen werden zu lassen - auch im Tierreich ist das so - aber es stimmt einen Moment traurig und dann kommt einen die alte Rede in den Sinn. Undank ist der Welt Sohn.

Auf ein Neues ----- der Vater hat versprochen.

In alter Frische ging es nun also weiter und die Stimmung wurde froh und immer froher. Es wäre eine dumme Geldausgabe geworden! Es ging sogar bald gewaltig wieder hinauf, was der brave alles wieder spielend machte. Wir fuhren nur am Dammhaus vorüber, sonst immer im Wald bis Braunlage. Über die Achtermannshö-he kamen wir herein, daher die gewaltigen Steigungen. Die Strasse ist neu verbreitert und sehr schön, aber es war viel Verkehr, drum ist der Bau der neuen Strasse auch nötig gewesen. In Braunlage war nun am Nachmittag Ziemlicher Betrieb. Bis Elend fuhren wir das gleiche Stück wie am Morgen und und dann nach Elbingerode. Hier teilte sich die Strasse, entweder nach Blankenburg, wo wir schnell aus den Bergen Herausgewesen wären oder nach Thale, wo wir noch einmal in ein Zentrum kamen. Wir hatten mit der Panne mindestens eine Stunde vermehrt, fuhren aber dennoch über Rübelandgen Thale. Bei Rübeland kamen wir ins Bodetnal und somit in viel Sonntagsbetrieb. Die Höhlen in R. waren umlagert von Autos und Fussgängern. Wir mussten sie uns Schenken, sahen aber kleine Höhlen in den Felsen von der Strasse. Reizend ging es an der Bode entlang nach Altenbrak, wo wir günstig in einem Kaffeegarten endlich Kaffee trinken konnten und das Wrack des Pflaumenkuchens austeil-ten. Ich hoffte den stillen Vater wieder in Stimmung zu bringen, was eigentlich nicht so recht gelang. Vielleicht weil er nicht fahren durfte??? In Treseburg waren ganze Vereine am Wandern. Jetzt ging es wieder hinauf und wir sahen tief unten die Bade über Felsenblöcke dahinfliessen. Ein Wegweiser sagte uns, dass es bis zur Rosstrappe nur 1 km war, aber wir mussten auch diesen lassen, denn es war bereits ½ 7 Uhr und der Weg noch sehr weit. Den Hexentanzplatz am anderen Bodeufer sahen wir liegen hoch oben auf den Felsen. Jetzt galt es nur Abschied zu nehmen vom wunderschönen Harz mit seinem Wald und Bergen, denn vor uns in Thale --- lag Thale lieblich ausgebreitet!

Die Stadt selbst ist gar nicht so reizend, als sie vor uns gelegen hatte. Rasch waren wir hindurch und über Süderode, Gernrode, Ballenstedt fuhren wir davon und sahen rechts von uns die Harzberge mehr und mehr ent-schwinden.

Als letzte Freude bewunderten wir die riesigen Asternfelder, die in allen Herbstfarben ein leuchtendes Bild boten. Auch andere Blumen beglückten uns mit ihren farbigen Effekten. In dieser Gegend von Quedlingburg sind nämlich weltberühmte Sämereinen! Wir tankten noch einmal, während dem ich aus dem Picknickkoffer schnell Brot und Wurst holte und einige Schnitten austeilte. Auch die warmen Mäntel wurden angezogen, denn der herbstliche Abend machte sich schon bemerkbar. Mit Unruhe durch die erlittene Panne, die eigentlich gar keine war dachte ich an die grosse Heimfahrt. Aber es ging alles gut wenn auch bis Aschersleben Könnern riesi-ge Heimfahrt der Harzgäste war. An einer geschlossenen Bahnschranke zählten wir 30 Wagen, die sich ange-sammelt hatten. Von Könnern waren es dann um so mehr entgegenkommende, die uns zu schaffen machten. Es ist eine grosse Strasse Könnern - Halle mit extra Radfahrweg.

In Halle war eine grosse Umleitung und wir staunten wieder einmal über die grosse Stadt. Am Jahrmarkt mit riesigen Fussgängerverkehr vorüber erreichten wir endlich die Autobahn und waren erleichtert geborgen. Es war kurz nach 8 Uhr und wir rechnete aus, dass es uns noch glücken könnte den Lux bei Onkel Otto abzufangen. So war es auch, sie hatten es beide verschlafen und der kleine Lux war glücklich, als er uns alle hupen hörte. Es war eine grosse Wiedersehensfreude und wir nahmen den Kleinen auf den Schloss für den kurzen Weg. Es wur-de zum Schluss ein grosses Lachen, wenigstens bei uns Kickerliesen hinten.

So waren wir ¼ 10 Uhr wohlbehalten von dieser schöner Harztour daheim. Es waren zwar über 500 km geworden - der Vater sagte am anderen Tage es wäre toll gewesen - aber es ist sicher die letzte grössere Tour in diesem Herbste und so vom Wetter begünstigt wie es kaum wieder sein dürfte.

Ein guter Stern war wieder mit uns gewesen zum ersten durch das schnell aufgeheiterte Wetter und zum anderen durch die glücklich überstandene Panne.