Ergebnisse:
Themen des Deutschunterrichts sind durchweg als Basis für Online-Recherchen geeignet, nicht nur, was Recherchen z.B. über Autor und Werk (wo grundsätzlich sehr umfangreiches Material erschlossen werden konnte), sondern auch, was den Transfer einer Aussage auf die Gegenwart betrifft. So konnte z.B. die einhellige Meinung der Schüler, ein Selbstmord aus Liebeskummer wie bei Goethes Werther und die seinerzeit sich anschließende kollektive Welle der Werther-Begeisterung und des Mit-Leidens sei heute nicht mehr zeitgemäß, durch Zeitungsmeldungen über Selbstmorde in der Nachfolge Paul Cobains relativiert werden.

Tagesaktuelle Themen waren im Unterricht der Ansatzpunkt zur Übung an jeweils verschiedenen Zeitungstexten. Thematisch im Vordergrund standen dabei z.B. der Themenkreis "Schule und Internet" mit Texten vor allem aus der Neuen Züricher Zeitung, was auch argumentativ einen Einstieg in die generelle Thematik eröffnete, und die Diskussion über die Gestaltung des geplanten Holocaust-Mahnmals in Berlin.

Recherchetechnik und Textarbeit wurden als Klausurleistung in die Notengebung des 1. Kurshalbjahres mit einbezogen. Befriedigend war unter anderem die Feststellung, daß die Schüler durchweg ohne Schwierigkeiten in der Lage waren, die Frage zu beantworten, wieviel Gewinn einem Tabakbauern in Plankstadt von einer verkauften Schachtel Zigaretten nach Abzug der Steuern bleibt. Schwächen zeigten sich im Umgang mit den Texten selbst, wo die Abstrahierung verlangt war. Die Klausur zeigte daher im Schnitt aller abgegebenen Arbeiten keinen signifikanten Unterschied zu den übrigen Klausurleistungen, was die anfänglichen Bedenken gegen diese Art der Klausur schnell zerstreute.

Einer der Höhepunkte der Arbeit in der Schülergruppe waren Fernsehaufnahmen des Süddeutschen Rundfunks im Dezember 97, dem auf Anfrage nach einer "besonders innovationsfreudigen Schule" von Ministerium für Kultus und Sport in Stuttgart die Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried genannt worden war. Der Bericht wurde am 21. Januar 98 in der Sendung "et cetera" zum Thema Bildungsnotstand und Möglichkeiten zu seiner Überwindung gesendet.

Bewertung des Angebots und der Zugangsmöglichkeiten

Nach Abschluß des ersten Projektphase muss den Forderungen der Projektbegleitung zugestimmt werden, dass eine Beschränkung ausschließlich auf freie Internet-Quellen nicht sachgerecht und nicht zweckmäßig ist. Es stehen allerdings auch einige Zeitungsarchive frei zur Verfügung (Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung, Rheinischer Merkur), die auf jeden Fall ergänzend herangezogen werden müssen.

Das Angebot von Lexis-Nexis ist zwar von der Struktur des Anbieters her vor allem auf amerikanische Quellen ausgerichtet, bietet aber auch ausreichend deutsche Quellen, wobei AFP und die NZZ die reichste Auswahl bieten. Besonders positiv hervorzuheben ist die Art der Passwortvergabe bei Lexis-Nexis, die einem kontinuierlichen Unterrichtsbetrieb sehr entgegenkommt. Von der Handhabung ist die vollständige Artikelübersicht als sehr gut zu bewerten, da sie eine schnelle Vorauswahl ermöglicht.

Das Angebot von GbI ist demgegenüber reichhaltiger, was deutsche Quellen betrifft. Vor allem FAZ und Frankfurter Rundschau, aber auch Süddeutsche Zeitung (die im freien Internet-Zugang nur die letzten 30 Tage archiviert bereithält). Die restriktive Art der Passwortvergabe erlaubt es nicht, spontane Anfragen aus dem Unterrichtsalltag ebenso spontan zu beantworten, wie sie auftreten. Die Recherche muss auf einen bestimmten Wochentag im Voraus festgelegt werden, wobei immer zu hoffen war, daß die Geräte auch mitmachen.

Andere Anbieter werden nicht in Anspruch genommen, da das Projekt geisteswissenschaftlich ausgerichtet ist.

Schwieriger war das Problem, auf Bilderdatenbanken zuzugreifen. Sowohl Keystone Zürich als auch AFP haben hier auf die Vermarktung über DPA verwiesen, die allerdings selbst nicht im Internet vertreten ist. Auch die Landesbildstellen Baden und Württemberg bieten online nur eine begrenzte Auswahl an Material.

Produktionsmöglichkeiten / erstelltes Material

Die Möglichkeiten, internet-taugliches Material mittels HTML-Technik zu erstellen, können rundweg als sehr gut bezeichnet werden. Die Voraussetzungen, was Software betrifft, lassen sich unter Verzicht auf technische Spielereien so nutzen, dass in kürzester Zeit gute Ergebnisse in der Präsentation von Inhalten erzielt werden können.

Schnell zeigte sich, dass ohne die Verwendung kommerziellen Materials die Komplexität des Themas nicht dargestellt werden konnte, dass die Darstellung auch Stückwerk geblieben wäre. Aus Fördermitteln wurden daher bei der Landesbildstelle Baden entsprechende aussagekräftige Aufnahmen geordert.

Das Projekt liegt mittlerweile auf einer CD-ROM vor, die den Stand der Arbeiten zum 19.9.98 wiedergibt. Sponsoren, wie das Wehrgeschichtliche Museum in Rastatt, haben bereits spontan zugesagt, die CD-ROM in ihrem Museumsshop zu vertreiben. Eine kommerzielle Verwertung seitens des Projektpaten, des Landesvereins Badische Heimat e.V. in Freiburg, ist angestrebt. Die erzielten Erlöse werden, wie oben bereits dargestellt, zum größten Teil Institutionen der Denkmalpflege zur Verfügung gestellt.

Das Projekt in seiner Gesamtheit war bis zum Systemcrash des Freiburger Servers, von dem aus automatisch gespiegelt wurde, im Internet veröffentlicht. Die Zukunft dieses Verfahrens ist momentan noch nicht wieder geklärt.

[Zusatz 2002: Auch die neuesten Versionen des Projekts werden auf CD gebrannt. Das Projekt steht nach wie vor in vollständigem Umfang auf der Server der ZUM e.V. zur Verfügung. Davon ausgenommen sind lediglich umfangreiche Datenbestände, die trachtenkundliche und  andere volkskundliche Aufsätze aus Heften der Badischen Heimat digitalisiert zugänglich machen.]

Kontinuitätssicherung:

Da der Schulbetrieb von der Fluktuation der Schülergruppen ausgehen muss, liegt die Sicherung der Kontinuität vor allem beim Projektpaten. Er hat die Projektarbeit in seine Vereinsarbeit aufgenommen und bietet die Plattform, auf der auch andere Gruppen im Land sich in die Arbeit einklinken können. Der Verein bietet weiterhin die Plattform, Projekt und Projektidee zu verbreiten, hat freundlicherweise auch den Platz zur Verfügung gestellt, den Arbeitsbericht in voller Länge in der Zeitschrift "Badische Heimat" in Heft 3/1998 (S. 406 - 439) zu veröffentlichen.

Die Zusammenarbeit mit Verbänden und Institutionen des Landes hat bereits nach dem ersten Projektjahr gezeigt, dass ein Bedürfnis nach einem Medium wie der erarbeiteten CD-ROM besteht, da ein solches Produkt geeignet ist, den oberrheinischen Raum in seiner Individualität einerseits, seiner gegenseitigen Verflochtenheit über Länder- und Staatsgrenzen hinweg darzustellen.

Das Projekt wurde daher bereits vom Raumordnungsverband Rhein-Neckar daraufhin geprüft, ob es eine geeignete Plattform für eine Identitätsbildung im ehemaligen kurpfälzischen Raum darstellen kann.

Die Liste der Sponsoren des Gesamt-Projekts eröffnet in der Tat die Möglichkeit, hier im oberrheinischen Raum insgesamt vorbildlich zu wirken:

  • Badisches Landesmuseum Karlsruhe

  • Bildverlag Edmund von König, Dielheim

  • Bildverlag Gebrüder Metz, Wannweil

  • Bildverlag J. Gass, March-Neuershausen

  • Freilichtmuseum Vogtsbauernhof

  • Kunsthandlung Welker Erben, Heidelberg

  • Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg

  • Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim

  • Landkreis Waldshut

  • Museum Heppenheim

  • Referat Schlösser und Gärten im Finanzministerium des Landes Baden-Württemberg

  • Referat Schlösser und Gärten in der Oberfinanzdirektion Karlsruhe

  • Reiss-Museum der Stadt Mannheim

  • Schloßverwaltung Schwetzingen

  • Schwarzwälder Trachtenmuseum Haslach

  • Stadtarchiv Lahr

  • Stadtmuseum Sinsheim

  • Wehrgeschichtliches Museum Rastatt

Zur Sicherung der Kontinuität des Projekts seitens des Projektpaten wurde der Projektleiter inzwischen mit den Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit im Landesverein Badische Heimat e.V. betraut.


Kontakt: Dr. Christoph Bühler, Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried, Herzogenriedstr. 50, 68169 Mannheim.
e-Mail:  webmaster@buehler-hd.de
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