Neigungskurs Geschichte
Deutschland im 19. Jahrhundert
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Aussage des Textes
Die "Nation" definiert sich über eine gewisse Anzahl von nationalen
Gemeinsamkeiten, zu denen vor allem geschichtliche und kulturelle Traditionen
und gemeinsame Abstammung, die wiederum gemeinsame Sprache sowie grundlegende
ethische Normen und Anschauungen zur Folge hat, gehören. Wesentlich
ist, dass eine Nation ein gemeinsames Bewusstsein oder einen zum Ausdruck
kommenden gemeinsamen Willen hat, dass sie sich also selbst als Nation
sieht und sich ihre Mitglieder zu ihr bekennen.
Erläuterung:
- Die Gleichsetzung
von Nation und Staat greift in jeden Fall zu kurz, darüber hinaus
sind einzelne dieser Determinanten nicht zwingend notwendig, wie sich
an einzelnen Extrembeispielen zeigt:
- Die Schweiz ist
eine Nation mit vier unterschiedlichen Sprachen (Deutsch, Französisch,
Italienisch, Rätoromanisch), ist aber Nation durch die gemeinsame
Geschichte, die zur Zeit der "Entstehung" dieses Staates vor allem
durch den Kampf für die Unabhängigkeit von Habsburg geprägt war. Seit
1848 ist die Neutralität in der europäischen Politik wesentliches
Merkmal der Schweiz.
- Auch Belgien
hat zwei Sprachfamilien (Französisch und Flämisch) und trennte sich
durch einen Aufstand 1830 von den Niederlanden. Gemeinsame Geschichte
unter einem gemeinsamen Königshaus prägt die belgische Nation.
- Das ehemalige
Jugoslawien, 1919 aus Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien,
dem Kosovo, Montenegro und Mazedonien neu gebildet, schaffte es nie,
wirklich eine Nation zu werden. Noch in den 1980er Jahren bekannte
sich nur eine kleine Minderheit als "Jugoslawen".
- Palästina ist
eine Nation ohne Staat. Die Palästinenser verstehen sich als Nation,
haben auch eine eigene Regierung und einzelne Verfassungsorgane, aber
keinen eigenen Staat.
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